OCT vs. Gesichtsfeld: Welche Untersuchung ist wann sinnvoll? – erklärt von Doctor-medic Bányai

Doctor-Medic Liliana Bányai - Augenärztin in Stuttgart

Doctor-medic Liliana-Iulia Bányai

Warum du uns vertrauen kannst
18. November 2025 3 Minuten Lesezeit
Letzte Änderung: 3. Dezember 2025

Die Früherkennung und Verlaufskontrolle von Grüner Star (Glaukom) basiert auf einer Kombination mehrerer Untersuchungsverfahren. Besonders wichtig sind dabei zwei Methoden: die optische Kohärenztomographie (OCT) und die Gesichtsfelduntersuchung (Perimetrie). 

Doch worin unterscheiden sich diese Verfahren? Und wann ist welche Untersuchung sinnvoll?

In diesem Beitrag erklärt Doctor-medic Liliana Iulia Bányai von Bányai Augenheilkunde – die Unterschiede verständlich, praxisnah und fundiert.

Glaukom verstehen – der Grüne Star im Überblick

Kopfschmerzen können ein Symptom von einem Glaukomanfall sein - Grüner Star

Der Grüne Star, medizinisch als Glaukom bezeichnet, ist eine chronische Augenerkrankung, bei der der Sehnerv langsam und meist schmerzfrei geschädigt wird. 

Häufigster Risikofaktor ist ein erhöhter Augeninnendruck, doch auch bei Normaldruck können Schäden entstehen. 

Das Heimtückische: Viele Betroffene bemerken lange Zeit nichts von der Erkrankung, da sich der Sehverlust schleichend entwickelt – meist beginnend am Rand des Gesichtsfeldes.

Wird das Glaukom nicht frühzeitig erkannt und behandelt, droht eine fortschreitende Einschränkung des Sehvermögens bis hin zur Erblindung. Deshalb ist die regelmäßige Vorsorge entscheidend. 

Zwei der wichtigsten Diagnoseverfahren dabei sind die optische Kohärenztomographie (OCT) und die Gesichtsfelduntersuchung (Perimetrie). Doch was unterscheidet sie und wann ist welche Untersuchung sinnvoll?

Was ist die OCT (optische Kohärenztomographie)?

Die OCT (optische Kohärenztomographie) ist ein hochauflösendes, bildgebendes Verfahren, das mittels Lichtwellen mikroskopisch genaue Querschnittbilder der Netzhaut, insbesondere des Sehnervenkopfs und der Nervenfaserschicht (RNFL), erstellt. 

Damit ermöglicht sie eine präzise Beurteilung der Strukturen, die bei Glaukom als erste geschädigt werden.

Im Gegensatz zu vielen anderen Untersuchungsmethoden ist die OCT vollkommen berührungsfrei, schnell und für Patienten angenehm durchführbar. 

Besonders wertvoll ist die OCT, weil sie strukturelle Veränderungen oft schon vor dem Auftreten von Symptomen oder funktionellen Ausfällen sichtbar machen kann. Das macht sie zu einem Frühwarnsystem in der Glaukomdiagnostik.

Darüber hinaus bietet die OCT die Möglichkeit, Veränderungen über die Zeit exakt zu dokumentieren. 

So kann beurteilt werden, ob eine bestehende Therapie den gewünschten Effekt hat oder ob Anpassungen erforderlich sind. In der Verlaufskontrolle liefert sie somit wertvolle objektive Daten.

Was ist die Gesichtsfelduntersuchung (Perimetrie)?

Die Perimetrie gehört zu den funktionellen Tests in der Augenheilkunde (Ophthalmologie). Sie misst das Sehvermögen in der Breite und Tiefe des Sichtfelds und prüft, wie gut der Sehnerv visuelle Informationen aus verschiedenen Bereichen des Blickfelds übermittelt. 

Dabei blicken Patienten auf einen zentralen Fixpunkt, während Lichtimpulse aus unterschiedlichen Winkeln wahrgenommen werden müssen.

Diese Untersuchung ist unverzichtbar, um funktionelle Einschränkungen zu erkennen, die Patienten selbst oft erst spät wahrnehmen – etwa kleine Gesichtsfeldverluste am Rand. 

Gerade beim Grünen Star treten Symptome schleichend auf, wodurch der tatsächliche Sehverlust häufig unterschätzt wird.

Die Gesichtsfeldmessung erfordert Konzentration und aktive Mitwirkung, weshalb sie bei einigen Patientengruppen – etwa bei Kindern oder sehr alten Menschen – nur eingeschränkt einsetzbar ist. 

Dennoch bleibt sie ein unverzichtbares Instrument in der Beurteilung des Sehvermögens.

Struktur und Funktion bei Glaukom: Warum OCT und Gesichtsfeld gemeinsam entscheidend sind

Wie wichtig ist eine frühzeitige Behandlung?

Die OCT zeigt Veränderungen an der Struktur des Sehnervs und der Netzhaut – insbesondere die Ausdünnung der Nervenfaserschicht, während die Gesichtsfelduntersuchung die Auswirkung dieser strukturellen Schäden auf das Sehen abbildet.

Ein Glaukom kann in einem frühen Stadium ausschließlich strukturelle Veränderungen zeigen – diese erkennt die OCT. Erst im späteren Verlauf, wenn bereits Sehnervengewebe verloren gegangen ist, zeigen sich Ausfälle im Gesichtsfeld. 

Umgekehrt können auch funktionelle Einschränkungen auftreten, ohne dass die OCT signifikante Abweichungen zeigt – etwa bei schwankenden Druckwerten oder anderen Risikofaktoren.

Deshalb gilt in der modernen Glaukomvorsorge: Nur die Kombination aus OCT und Perimetrie ergibt ein vollständiges Bild. Beide Verfahren sind keine Konkurrenten, sondern ergänzen sich optimal – sowohl zur Diagnose als auch zur Verlaufsbeurteilung.

Wann OCT oder Gesichtsfeld besonders wichtig sind – je nach Glaukom-Situation

Die folgende Übersicht zeigt, wann welche Untersuchung besonders sinnvoll ist – abhängig vom jeweiligen Befund und Stadium des Glaukoms:

Glaukom-SituationOCT (Strukturdiagnostik)Gesichtsfeld (Funktionsdiagnostik)
Glaukomverdachtsehr empfehlenswert (früher Hinweis auf Schäden)optional, wenn erste Symptome bestehen
ErstdiagnoseStandarduntersuchung zur Erfassung der Nervenfaserschichtunverzichtbar zur Einschätzung der funktionellen Einschränkung
Verlaufskontrolleregelmäßig zur Überwachung struktureller Veränderungenregelmäßig zur Beurteilung des Sehvermögensverlaufs
Therapiewechselzur Bewertung der Wirksamkeit auf den Sehnervzur Feststellung, ob sich das Gesichtsfeld verändert hat
eingeschränkte Mitarbeitbesonders geeignet (objektive Messung)eingeschränkt möglich (benötigt Konzentration)
subjektive Sehprobleme trotz unauffälliger OCTergänzend sinnvoll zur Aufdeckung funktioneller Defizitebesonders wichtig

Fazit: Zwei Methoden – ein Ziel: Sehverlust verhindern

Die Kombination aus OCT und Gesichtsfelduntersuchung ist in der Glaukomvorsorge und -therapie unerlässlich. 

Sie ermöglicht es uns, Risiken frühzeitig zu erkennen, Therapien gezielt anzupassen und Patient:innen individuell zu betreuen.

Bei Bányai Augenheilkunde arbeiten wir mit modernster Technik und viel Erfahrung daran, Ihre Sehfähigkeit langfristig zu erhalten. 

Beide Verfahren setzen wir standardmäßig in der Glaukomdiagnostik, bei Kontrolluntersuchungen und zur Therapiekontrolle ein, abgestimmt auf Ihr persönliches Risikoprofil.

Denn: Früh erkennen heißt besser behandeln. Und gezielt behandeln heißt: Sehen bewahren.

Häufige Fragen zu OCT & Gesichtsfeld bei Glaukom

Nein, die OCT ist ein vollkommen berührungsfreies und schmerzloses Verfahren. Sie arbeitet mit Lichtwellen, nicht mit Strahlen, und ist daher auch beliebig oft wiederholbar – ideal für Verlaufskontrollen.

Die Perimetrie dauert je nach Testtyp etwa 5 bis 10 Minuten pro Auge. Wichtig ist, dass Sie während der Untersuchung konzentriert bleiben und sich gut auf den Fixpunkt fokussieren.

Bei stabilem Glaukom empfehlen wir in der Regel eine OCT und Gesichtsfelduntersuchung ein- bis zweimal pro Jahr. Bei aktiven Befunden oder Therapiewechseln können häufigere Kontrollen notwendig sein – das legen wir individuell fest.

Ein einzelner Test reicht nicht aus. Nur die Kombination mehrerer Untersuchungen (inkl. Augeninnendruck, OCT, Gesichtsfeld und Sehnervbeurteilung) ermöglicht eine verlässliche Diagnose oder den Ausschluss eines Glaukoms.

Wir besprechen die Befunde ausführlich mit Ihnen, legen einen individuellen Zielwert für den Augeninnendruck fest und entwickeln gemeinsam einen Behandlungsplan. Je nach Befund folgen engmaschigere Kontrollen, eine Therapieanpassung oder weiterführende Diagnostik.

Diabetes & Grüner Star: Warum Kontrollen besonders wichtig sind
Glaukom-Tropfen: Klassen, Anwendung & Nebenwirkungen – erklärt von Doctor-medic Bányai
Online Augenlaser-Eignungstest