Normaldruckglaukom: Wenn der Druck normal ist und der Sehnerv leidet

Doctor-Medic Liliana Bányai - Augenärztin in Stuttgart

Doctor-medic Liliana-Iulia Bányai

Warum du uns vertrauen kannst
18. November 2025 4 Minuten Lesezeit
Letzte Änderung: 3. Dezember 2025

Einige Patienten hören vom Normaldruckglaukom – auch genannt Niederdruckglaukom und fragen sich: „Wie kann ein Glaukom entstehen, obwohl der Augeninnendruck doch normal ist?“ 

In der Tat handelt es sich bei dieser Form des Grünen Stars um eine besondere Herausforderung: Der Augeninnendruck liegt im Mess-Normbereich, dennoch kommt es zu einer Schädigung des Sehnervs. 

In diesem Beitrag erkläre ich Ihnen als Augenärztin, worauf Sie bei Normaldruckglaukom besonders achten sollten, wie es entsteht, wie es erkannt wird und welche vorbeugenden Maßnahmen bei Grüner Star sinnvoll sind.

Was versteht man unter Normaldruckglaukom?

Das Normaldruckglaukom ist eine besondere Form des Grünen Stars, bei der typische Nervenschäden auftreten, obwohl der Augeninnendruck im Normalbereich liegt.

Definition und Besonderheiten 

Beim Normaldruckglaukom liegt die für den Grünen Star typische Schädigung des Sehnervs vor mit Ausdünnungen der Nervenfasern und Gesichtsfeldausfällen obwohl der Augeninnendruck unter 21 mmHg liegt. Diese Erkrankungsform macht etwa 30–40 % aller Glaukome in Europa aus. 

Da keine erhöhten Druckwerte vorliegen, wird sie häufig erst spät erkannt. Besonders tückisch: Viele Betroffene fühlen sich lange völlig beschwerdefrei, obwohl die Nervenfasern bereits Schaden nehmen. Deshalb gilt das Normaldruckglaukom als eine der „stillen“ Formen des Sehverlusts. 

Wichtig ist zu verstehen: Die Druckwerte allein sagen noch nichts über das Risiko aus. Erst die Kombination mit bildgebenden Verfahren und Gesichtsfeldtests macht eine sichere Diagnose möglich.

Warum entsteht ein Normaldruckglaukom?

Die Ursachen sind vielschichtig und betreffen vor allem die Durchblutung und die individuelle Druckempfindlichkeit des Sehnervs. 

Ursachen und Risikofaktoren

Gefäß-/Durchblutungsstörung
Eine gestörte Durchblutung des Sehnervenkopfes gilt als Hauptursache. Besonders auffällig ist das sogenannte Flammer-Syndrom mit Symptomen wie kalte Hände, Migräne oder niedrigem Blutdruck. 

Die Blutversorgung des Sehnervs ist komplex und anfällig – gerade bei Menschen mit niedrigen nächtlichen Blutdruckwerten kann es zu Unterversorgungen kommen, die langfristig das Nervengewebe schädigen. 

Auch andere vaskuläre Erkrankungen wie Diabetes oder chronische Hypotonie erhöhen das Risiko.

Druckempfindlicher Sehnerv
Einige Sehnerven sind anfälliger für Schäden, selbst bei normalem Druck. Das kann genetisch oder altersbedingt sein. Studien zeigen, dass insbesondere schlanke Frauen mit niedrigem Blutdruck zur Risikogruppe gehören. 

Auch eine familiäre Belastung spielt eine Rolle: Wer enge Verwandte mit Glaukom hat, sollte auch bei normalen Druckwerten regelmäßig vorsorgen.

Diagnostik – Wie wird das Normaldruckglaukom erkannt?

Eine zuverlässige Diagnose stützt sich auf mehr als die Messung des Augeninnendrucks. Bei Bányai Augenheilkunde nutzen wir gezielte Untersuchungen, um ein Normaldruckglaukom frühzeitig zu erkennen.

  • Augeninnendruckmessung: Wichtig zum Ausschluss anderer Formen. Die Messung erfolgt meist kontaktlos oder per Applanation.
  • Sehnervenanalyse (OCT): Erkennt strukturelle Veränderungen frühzeitig. Die optische Kohärenztomografie liefert hochauflösende Querschnittsbilder der Nervenfaserschicht.
  • Gesichtsfeldprüfung: Zeigt typische parazentrale Ausfälle. Bei Glaukom finden sich oft Ausfälle im zentralen und mittleren Gesichtsfeld, was die Lebensqualität stark beeinträchtigen kann.

Ein weiteres diagnostisches Mittel ist die Papillenfotografie, die über Jahre den Verlauf dokumentiert. Auch eine fundierte Anamnese zu Migräne, Schlafqualität und Durchblutungsproblemen hilft, das individuelle Risiko besser einzuschätzen.

Therapie – Wie behandeln wir das Normaldruckglaukom?

Trotz normaler Druckwerte kann eine gezielte Therapie helfen, das Fortschreiten des Normaldruckglaukoms aufzuhalten. Ziel der Behandlung ist es, bestehende Schäden zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen. 

Auch wenn der Augeninnendruck im Normbereich liegt, kann eine weitere Senkung sinnvoll sein, um den Sehnerv zu entlasten und die Durchblutung zu verbessern. 

Dies wird in der Regel durch medikamentöse Behandlung, Lasertherapie oder operative Verfahren erreicht.

TherapiebausteinZiel
Augeninnendruck senkenEntlastung des Sehnervs
Gefäßversorgung optimierenSchutz vor Durchblutungsstörung
Blutdruck stabilisierenVermeidung von Versorgungslücken nachts

In bestimmten Fällen, insbesondere wenn zusätzlich eine Trübung der Augenlinse vorliegt, kann eine Grauer Star (Katarakt) Operation eine wirksame Methode sein, um den Augeninnendruck dauerhaft zu senken. 

Die Operation entfernt die Linse und ersetzt sie durch eine künstliche Linse – dabei verbessert sich häufig nicht nur das Sehen, sondern auch der Druck reguliert sich günstiger. 

Laserbehandlungen wie die selektive Lasertrabekuloplastik (SLT) sind ebenfalls möglich und können ergänzend eingesetzt werden.

Normaldruckglaukom: Bedeutung für Alltag und Vorsorge

Mann bei Grüner Star Diagnose um Augendruck zu senken

Für Menschen mit Normaldruckglaukom ist eine bewusste Lebensweise und regelmäßige augenärztliche Kontrolle besonders wichtig. 

Auch wenn der Augeninnendruck im Normbereich liegt, bedeutet das nicht automatisch Sicherheit – entscheidend ist die Stabilität des Sehnervs und die individuelle Druckempfindlichkeit. 

In der Praxis bedeutet das: Mindestens einmal jährlich, bei bestimmten Risikofaktoren wie niedrigem Blutdruck, Migräne, Flammer-Syndrom oder familiärer Vorbelastung, sollten auch häufiger Kontrolluntersuchungen erfolgen.

Dabei geht es nicht nur um die reine Druckmessung auch das Gesichtsfeld und die Struktur des Sehnervs müssen regelmäßig überprüft werden, um kleinste Veränderungen frühzeitig zu erkennen. 

Ebenso spielt der allgemeine Gesundheitszustand eine wichtige Rolle: Ein stabiler Blutdruck – insbesondere nachts – schützt die Nervenfasern vor Unterversorgung.

Patienten profitieren zudem von einem gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Bewegung, bewusster Stressregulation und gutem Schlaf. 

Extreme Diäten, nächtliche Blutdruckabfälle oder ein übermäßiger Konsum von Koffein und Nikotin können sich negativ auswirken – hier ist Sensibilität gefragt. 

In der Summe gilt: Je bewusster der Alltag gestaltet wird, desto besser lässt sich die Sehnervengesundheit langfristig erhalten.

Fazit: Frühzeitig handeln bei Normaldruckglaukom

Das Normaldruckglaukom zeigt deutlich: Ein scheinbar normaler Augeninnendruck bedeutet keinen sicheren Schutz vor Schäden am Sehnerv. 

Durchblutung, Drucktoleranz und Nervenstruktur spielen eine entscheidende Rolle. Wer gut informiert ist, kann frühzeitig handeln und mit der richtigen Vorsorge den Sehnerv gezielt schützen.

Bei Bányai Augenheilkunde legen wir großen Wert auf umfassende Diagnostik und individuelle Betreuung, um Grüner Star Symptome frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln. 

Besonders wichtig ist die enge Zusammenarbeit zwischen Augenärzten und Hausarztpraxis – denn nur im Zusammenspiel lassen sich Druck, Gefäßsituation und Lebensstil optimal regulieren.

Häufig gestellte Fragen

Wenn Medikamente und Laserbehandlungen nicht ausreichen, um den Zieldruck zu erreichen oder der Sehnerv weiter leidet.

Klassische Verfahren wie die Trabekulektomie sowie – bei gleichzeitigem Grauen Star – die Katarakt-Operation zur Drucksenkung.

Sie kann den Augeninnendruck messbar senken und die Tropfenlast reduzieren – besonders bei Normaldruckglaukom eine Option.

In der Regel nicht. Sie erfolgt unter Lokalanästhesie und dauert meist weniger als 30 Minuten.

Wie bei jedem Eingriff: Ja. Mögliche Komplikationen sind Druckabfall, Infektion oder Nachstar – die Ophthalmologie minimiert diese durch moderne Technik.

10 Warnzeichen für Grünen Star (Glaukom), die Sie nicht ignorieren sollten
Sport, Kaffee, Schlaf: Was beeinflusst den Augeninnendruck wirklich?
Online Augenlaser-Eignungstest